Analog im digitalen Zeitalter

Wieso fotografiere ich in Zeiten von digitalen Kameras und Panoramasoftware immer noch mit einer Hasselblad xPan auf Film? Immerhin gibt es heutzutage Software, die aus mehreren Einzelbildern ganze 360° Ansichten konstruieren, mehr noch, Kompaktkameras generieren aus einem Schwenk über die Landschaft ein Panoramafoto, ohne dass der Computer dazu angeworfen werden muss.

Die Antwort ist einfach: Wegen des Feelings. Die Hasselblad xPan ist eine Messucherkamera mit Wechselobjektiven ohne Autofokus. Das bedeutet, das die Aufnahme so abläuft, dass ich vor der Aufnahme überlegen muss, welche Brennweite geeignet ist (kein Zoom) und das entsprechende Objektiv aufsetze. Die Objektivauswahl ist nicht sehr schwer, gibt es doch nur drei Objektive, von denen ich zwei besitze. Danach wird von Hand scharfgestellt und schlussendlich noch die Blende und Belichtung eingestellt. Ich gebe zu, bei der Belichtung schummle ich manchmal. Wenn die Verhältnis kritisch sind, zum Beispiel in der Dämmerung oder bei langen Belichtungen halte ich die Digitalkamera daneben und mache Probeaufnahmen, bis die Belichtung stimmt und übertrage die Werte dann auf die xPan. Da auf einem Film im Panoramaformat nur etwa 20 Bilder passen, glaube ich, dieser Trick ist legitim. Jetzt kann ich endlich auf den Auslöser drücken, das hat eine kleine Weile gedauert bis hierher. Wie heisst, das moderne Wort, welches das Gegenteil von Hektik und Eile bedeuten soll? Ach ja, „Entschleunigung“.

Das Panoramafoto wird mit einem Klick aufgenommen. Damit wird alle Bewegung im Gesichtsfeld im gleichen Zeitpunkt festgehalten. Bei einem Foto das aus einem Schwenk oder aus mehreren Bildern zusammengesetzt ist, wird ein Zeitraum erfasst. Wenn sich etwas durch das Gesichtsfeld bewegt, dann ist es im zweiten Fall unter Umständen mehrmals im Bild, was manchmal reizvoll, aber von mir nicht immer gewünscht ist. Ein rennendes Schlittenhundegespann möchte ich in genau diesem Zeitpunkt in Beziehung zu ihrer Umgebung zeigen.

Und nach dem Klick kann ich nicht einmal das Resultat am Monitor betrachten, denn das Bild ist auf einem Folie mit lichtempfindlichen Silbersalzen gespeichert. Diese muss zu Hause noch entwickelt werden, was ich aber gerne dem Fachmann überlasse. Ja, 2011 gibt es diesen noch. Dann kommt doch noch die digitale Technik ins Spiel. Der Film wird eingescannt und jetzt endlich sehe ich das Resultat am Monitor. Wer erinnert sich noch an das Gefühl der Spannung, der Erleichterung und an die Sehnsucht zurück nach den Ferien, wenn man endlich die entwickelten Ferienfotos aus den Couvert holte? So geht es mir wenn ich die Fotos endlich am Monitor erscheinen. Was jetzt noch folgt ist die übliche Nachbearbeitung von Digitalbildern am PC. Schärfen, Farben korrigieren, retuschieren und fertig.

Und dann wieder zur Kamera greifen und vor die Türe gehen…