Hühnergott, Feuerstein und Kegelrobbe

Die wichtigste Meldung zuerst: Die Verletzung an der Hand meiner Mutter verheilt gut!

Aber nicht nur die Kontrolle beim Arzt stand heute an, sondern auch ein Besuch auf der Düne bei den Kegelrobben. Bei herrlichstem Wetter setzten wir über. Auf Helgoland im Dezember heisst herrliches Wetter, dass es mehrheitlich sonnig ist und nur ein paar mal regnet. Für die Fotografen ist das Stress pur: Kamera aufstellen, Kamera einpacken, Linse trocknen, Kamera aufstellen,…

Da es jedes Mal spannend und informativ ist, folgten wir nach der Ankunft auf der Düne zuerst dem Robbenjäger Rolf Blädel auf seiner Tour und horchten seinen Ausführungen. Robbenjäger deshalb, erklärte er, weil die Kegelrobbe unter Naturschutz, der Seehund aber unter das Jagdrecht falle. Und die Aufgabe des Jägers sei nicht nur die Jagd, sondern auch Hege und Pflege. Deshalb bliebe die Berufsbezeichnung obwohl er eigentlich Robbenschützer sei.

Nachdem wir uns im Flughafenkaffee aufgewärmt und halbwegs trocken gelegt hatten, musste meine Mutter leider zurück nach Helgoland, um ihre Verletzung vom Arzt kontrollieren zu lassen. Da sich die Sonne gerade zeigte, stürmte ich nach draussen um meine Speicherkarte zu füllen. Unnötig zu sagen, dass es nach 20 Minuten wieder 10 Minuten diagonal regnete und dann die Sonne wieder 20 Minuten schien und dann es wieder 10 Minuten diagonal…

Zu Beginn meines Urlaubes nahm ich mir fest vor, meine Aufmerksamkeit nicht nur auf die Kegelrobben zu richten, sondern auch den Rest der Gegend im Auge zu behalten. Und prompt entdeckte ich einen roten Helgoländer Feuerstein. Dieser Feuerstein kommt nur auf Helgoland vor, aber in ganz Europa wurden Werkzeuge aus diesem Material entdeckt. Dies gilt als Beweis, dass Helgoland bereits in der Steinzeit besiedelt war (Teile der Nordsee lagen in den Eiszeiten trocken und Helgoland war leichter zu erreichen.) und dass bereits mehr als 7 Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung ein europaweites Handelsnetz existierte.

Durch diesen Fund ermutigt, steckte ich meine Nase weiter in den Kies und wurde prompt mit einem Hühnergott belohnt. Ein Hühnergott ist eigentlich ein Feuerstein, bei dem ein röhrenartiger Sandsteineinschluss ausgewaschen wurde und ein Loch entstand. Wegen des modernen Tourismus und der grossen Nachfrage nach Hühnergöttern hat der grosse Hühnergott die Amerikanische Bohrmuschel nach Europa gebracht. Diese bohrt nun fleissig Löcher in Sand- und Kreidesteine und wirft die Kiesel anschliessend auf den Strand, auf dass sie von den Suchern gefunden werden.

Mit diesen Funden ging ich zurück nach Helgoland, natürlich nicht ohne auf dem Weg zur Fähre intensiv Kegelrobben (ich konnte es nicht lassen) und andere Strandbewohner zu fotografieren.

Nach dem Nachtessen klingt der Abend jetzt bei einem Glas Whisky mit Fotos sortieren und Tagebuch schreiben aus. Morgen soll Sturm mit Windstärke 10 bis 11 herrschen und angeblich soll es im Südwesten von Helgoland – am Kringel – am spektakulärsten sein. Oder am Nordstrand. Oder beim Berliner Bär, je nachdem wen man fragt. Aber in einem sind sich die Expertinnen einig: Ein guter Stand ist wichtig!

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