Nachwort zur Winterreise mit Lassi Rautiainen

Bei sommerlichen Temperaturen sitze ich bei einem Tee im Garten. Morgen muss ich wieder zur Arbeit. Höchste Zeit für ein Nachwort.

Bin ich enttäuscht, dass ich keinen Steinadler fotografieren konnte oder dass nur ein Wolf zu sehen war und der auch nicht gerade sehr gross ins Bild kam? Ganz sicher nicht! Im Gegenteil. Wir sind mit einem Schneehuhn – das so nahe kam, dass das Weitwinkelobjektiv angebrachter war als die lange Brennweite – in die Fotoexkursion gestartet. Weiter ging es mit einer Sperbereule, die sich ihre Beute so kurz vor uns griff, dass sie fast noch zwischen uns Fotografen durch geflogen wäre. Dann waren da noch die Lapplandmeisen, Unglückshäher und Buntspechte die sich vor dem Fotoversteck das Futter holten. Und den Schwarzspecht nicht zu vergessen. Oder als wir auf die Wölfe warteten: Der Seeadler, der sich das Ganze von oben ansah, sich von den Kolkraben nicht ärgern lies und dann endlich, als er wirklich überzeugt war, dass keine Gefahr drohte, zum Fressen auf den Boden kam.

Beim meinem sechsten Skandinavienurlaub sah ich jetzt zum ersten Mal einen Elch. Besser gesagt, drei Elche. Leider habe ich von ihnen kein Foto, genauso wenig wie von den Birkhühnern die über uns hinweg flatterten, dem Haselhuhn am Strassenrand und den beiden Schneehasen, die aus dem Scheinwerferlicht unseres Autos flohen. Aber das macht nichts, das sind nur Gründe für weitere Reisen in den Norden.

Dafür gelangen ein paar Bilder von fantastischen Polarlichtern.

Und natürlich hat auch die Reisegruppe zum Gelingen der Reise beigetragen.
Da war Gabriele aus Wien, die sich mit Kurt auf einen bayrisch-österreichischen Grenzstreit einliess, so dass Kurt keine Zeit hatte den Schweizer in der Gruppe zu necken.
Frank, der -nicht ganz ernst gemeint- glaubt HNO-Ärzte seien besser gestellt als Proktologen, die nur ein Loch blicken können, während HNO-Ärzte in fünf Körperöffnungen schauen.
Helmut und Siegmar, mit denen ich im Fotoversteck in einer ruhigen Minute flüsternd diskutierte, was ein gutes Naturfoto ausmacht. Und aus deren Randbemerkungen ich lernte, auf bestimmte Details zu achten.
Joachim von Reisen in die Natur, über den ich diese Reise gebucht hatte. Manchmal hatte ich den Eindruck, er würde lieber leiten, als dass er von Lassi geleitet wird. Wie ein Autofahrer, der auf den Beifahrersitz verbannt wurde.
Lassi Rautiainen, Naturfotograf und Eulenfischer. Er führte uns zu den Motiven. Von ihm lernte ich eine neue Technik der Kamerahandhabung. Ich werde mich darin noch üben.
Lassis Nachbarn und Helfer, die uns über schneebedeckte Strassen zum Wolfsversteck fuhren, die Sauna einheizten und uns so gut bekochten, dass mein Gewicht kein bisschen weniger wurde.

Poronkäristys, Geschnetzeltes vom Ren – Lecker!

– Ende –