Birkhahnbalz

Gestern gab es keinen Eintrag, denn gestern Abend sass ich hinter der Kamera statt vor dem Monitor. Aber der Reihe nach.

Gestern Morgen in der Frühe ging es natürlich wieder zu den Seeadlern. Ein Blick aus dem Fenster offenbarte zwar nur dunkle Regenwolken, doch Ole war sicher, dass das Licht besser werden würde. Und er behielt recht. An seinem ersten Adlerstopp kamen gleich zwei Tiere angeflogen. Beide holten sich in der Morgensonne ihren Fisch ab. Einer der beiden war sogar so hungrig (oder musste seine Beute mit dem Partner teilen), dass er nach kurzer Zeit wieder kam und sich noch einen Fisch holte. Dafür waren die anderen Adler etwas fauler. An der Stelle, an der wir am Vortag neben einem Seeadler auch die Arktische Skua gefüttert hatten, blieb es heute ruhig. Weder der Adler noch die Skua zeigten sich. Dafür wurden wir von einer Regenschauer überrascht. Glücklicherweise war das Ufer nicht weit und Ole kannte eine Stelle an der die Felsen überhängend waren. Unter diesem natürlichen Regenschirm parkierte Ole das Boot, bis die Schauer vorbei war. Darauf fuhren wir weiter zu einem anderen Adlerpaar. Während wir auf die grossen Greifvögel warteten, verbrachten wir die Zeit damit ruhig im Fjord zu treiben und die Möven auf dem spiegelglatten, fast schwarzen Wasser zu fotografieren. Endlich kam Miguel, einer von Oles Lieblingsadlern. Jetzt ging es schnell. Ole schätzte Wind und Licht ab, warf den Fisch ins Wasser und manövrierte das Boot so, dass wir freie Sicht hatten. Währenddessen suchten wir zwischen den Möwen über uns den Adler, rissen die Kameras hoch, fokussierten auf den Greifvogel und versuchten ihn während seines Sturzes hinunter auf die Wasseroberfläche im Bild zu behalten um ja den Moment in dem er den Fisch ergreift nicht zu verpassen. Übrigens, bei einem dieser Anflüge die Kamera unten zu lassen und einfach zuzusehen war mindestens so spektakulär. Ich kann es jedem Fotografen, ob Amateur oder Profi, nur ans Herz legen einmal nur zu schauen. Bei Ole gibt es genug Chancen auf ein gutes Seeadlerfoto!

Nach dem Morgentörn in die Fjorde setzte ich mich über Mittag in eine Beobachtungshütte am Dorfrand. Hier wurden Singvögel angelockt und in den drei Stunden die ich in der Hütte sass, kamen vorbei: ein paar Kohlmeisen, zahlreiche Gimpel, etliche Erlenzeisige und ein Eichelhäher. Und nebenbei verpflegten sich noch drei Eichhörnchen aus den Futterdosen.

Das war noch nicht genug Spannung für den Tag! Da wir vor ein paar Tagen in den Bergen die Birkhahnbalz nicht sehen konnten, gingen wir abends um Acht in ein Versteck bei einem Balzplatz. Dort warteten wir, dass die Hähne mit der Balz begännen. Gegen zehn Uhr begann tatsächlich einer mit der Balz. Im späten Abendlicht zeigte er sich von seiner besten Seite, konnte aber keine Weibchen anlocken. Nach einer kurzen Nacht balzte er um zwei Uhr in der Früh weiter, doch um ihn zu fotografieren war das Licht erst nach vier Uhr gut genug. Da sich auch heute kein Konkurrent und auch kein Weibchen zeigte gab er etwa um sechs Uhr auf. Wir vermuteten, dass er ein Nachzügler war und die eigentliche Balzsaison bereits vorüber war. Da wir sicher sein mussten, dass die Arena wirklich verlassen war, blieben wir noch eine Stunde länger im Versteck. (Werden balzende Birkhähne an ihren Plätzen gestört, dann verlassen sie den Ort und kommen im schlimmsten Fall nicht mehr zurück.)

Nach einem kurzen Schlaf im bequemen Bett sichteten wir die Ausbeute und begannen mit dem aussortieren der Fotos. In zwei Stunden geht es bereits zum letzten Mal in diesem Urlaub zu den Seeadlern hinaus.