Spaziergang mit Habicht, Teil 1: Flugshow

Zwerohreule

Zwerohreule

Zwergohreule

Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach.

Noch besser: Der Habicht auf der Faust holt auch die Taube auf dem Dach…
Aber der Reihe nach. Zu ihrem letzjährigen Geburtstag bekam meine Mutter einen  Spaziergänge mit einem Habicht geschenkt. Ich gebe zu, ich machte ihr das Geschenk mit dem Hintergedanken, so zu ein paar Fotos von Greifvögel zu kommen.

Am vergangenen Freitag reisten wir also ins lichtensteinische Malbun und checkten im Hotel Galina ein. Da die Falknerei ebenfalls zum Hotel gehört konnten wir gemütlich, auf der Restaurantterrasse sitzend, den Vortrag des Falkners und die Flugschau seiner Greifvögel genissen. Es gibt Flugshows mit Greifen die spektakulärer sind, weil dort Adler, Geier und Kondore über die Zuschauerköpfe hinwegfliegen. Die Präsentation hier ist kleiner und die Flugmanöver finden auf relativ engem Raum statt, was aber für Falken und Habicht nicht untypisch ist. Es gibt noch einen ganz wichtigen Unterschied zu anderen Greifvogelpräsentationen: Die Vögel der Falknerei Galina werden nicht nur in einer Flugshow gezeigt, sondern werden wirklich zur Jagd eingesetzt. Deswegen darf der Steinadler seine Flugkünste auch nicht im Dorf zeigen. Katzen und Hunde wären nicht mehr sicher, immerhin erlegen Steinadler Beute bis zur Grösse von Gämsen und in der Mongolei werden bei der Beizjagd sogar Wölfe erlegt.
Was der Flugshow an Grösse fehlte wurde durch den Falkner mit seinem Vortrag und seinem Enthusiasmus mehr als wett gemacht. Zu jedem seiner Tiere erfuhren wir die Fähigkeiten und deren Vorzüge bei der Jagd. So ist etwa der Steinadler nicht der grösste Adler – Seeadler sind grösser – aber der kräftigste. Kein anderer Greifvogel jagt so grosse Beute – Seeadler wagen sich an nichts was grösser ist als einen Fuchs; Steinadler… siehe oben.
Aber auch die kleineren Vögel haben es in sich, etwa ist der Wanderfalke nicht nur ein sehr eleganter Flieger, sondern kann im Horizontalflug wohl als einziger Vogel längere Zeit 140km/h schnell fliegen. Und wehe, er geht in den Sturzflug über: Mit 360km/h entkommt nichts einem Wanderfalken.
Nicht nur über die weiteren Greifvögel wie Habicht oder Adlerbussard erfuhren wir viel, sondern auch über die Geschichte der Falknerei. So war es Kaiser Friedrich II. von Hohenstauffen (1194-1250), der eines der ersten Bücher über Vogelkunde und Falknerei schrieb. Die 900 Abbildungen (keine Fotos 😉 ) in dem Buch waren damals einzigartig. Zu Friedrichs Zeiten und auch später war es für adlige Damen unschicklich mit einem grossen Vogel auf dem Arm auf die Jagd zu gehen. Deshalb wurden auch kleine Eulen abgerichtet. Diese konnte dann von den feinen Damen in einer Tasche mitgeführt werden. (Das tönt nach Tierquälerei, aber ich glaube dem Falkner, wenn er sagt, dass eine umsichtig getragene Tasche für die kleine Eule behaglich wie eine Baumhöhle sei. Und wenn es unbequem war, sind die Eulen nicht zurück gekommen!) Wollten die Damen dann Singvögel jagen, holten sie einfach ihre Eule aus der Tasche. Und damit waren wir nach einer Stunde beim kleinsten Vogel der Präsentation, der Zwerohreule und dem Ende angelangt.

Wie man mit einem Habicht spazieren geht, erzähle ich Euch im zweiten Teil.

P.S.: Fotos von der Flugshow sind in der Galerie „Greifvögel“ untergebracht.