Adler sind keine Enten

Vorsicht: Der nachfolgende Beitrag ist nicht unbedingt für kleine Kinder und Vegetarier geeignet.

Steinadler auf Reh - Lauvsnes, Norwegen

Steinadler auf Reh – Lauvsnes, Norwegen

Eigentlich dachte ich mir heute morgen, dass ich am Abend darüber schreiben würde, wie langweilig es alleine in einem Fotoversteck sei. Aber weit gefehlt. Heute wechselten sich die Stein- und Seeadler fast im Minutentakt am Köder ab. Also schreibe ich heute lieber über die Essgewohnheiten der Adler.
Wenn ein Steinadler ein Wild geschlagen hat, muss er es zuerst einmal öffnen. Dazu reisst er mit seinem Schnabel an einer weichen Stelle, dem Bauch, ein Loch in die Haut. Dieses Loch erweitert er, indem er Stücke Haut und Fell raus reisst. Sobald der Riss gross genug ist, beginnen die Adler die Eingeweide zu fressen. Wenn sie dabei nicht gestört werden, dann kann man zusehen, wie sich der Kropf füllt. Da Adler einen gefiederten Kopf haben und nicht so kahlköpfig sind wie Geier, erweitern sie den Riss immer weiter, während Geier den Kopf in das erste Loch hineinstecken würden. Mit ihren kräftigen Schnäbel reissen Adler immer weitere Stücke aus der Haut, zusätzlich stemmen sie sich mit ihren starken Krallen am Kadaver ab. So fliegen wortwörtlich die Fetzen und bald ist die ganze Umgebung mit Fellstücken bedeckt. Da ein Reh mehr als genug ist für einen Adler bleibt am ersten Tag viel liegen. Die Reste dienen anderen Tieren wie Fuchs, Marder, Vielfrass, Wolf, Krähe, Rabe und anderen Adlern als Futter. In der norwegischen Kälte gefrieren die Überreste und halten sich sehr lange. Über Tage fliegen die Adler den Riss immer wieder an und fressen von der Tiefkühlkost weiter. Dabei wird um jedes Stückchen Fleisch gekämpft, gefroren wird es verschlungen, bis nach ein zu guter Letzt nur noch die blanken Knochen und ein paar Fellreste übrig sind.

Wie gesagt, Adler sind keine Enten, sie fressen kein Brot. Und wenn ich einen Adler füttern würde, dann möchte ich meine Finger nicht in den Schnabel halten, denn das würde sicher blutiger ausgehen, als wenn eine vorwitzige Eiderente zu gierig nach dem Brot schnappt.