Im Banne des Vatnajökull

Jökull ist das isländische Wort für Gletscher und Vatna steht für Wasser. Der Vatnajökull ist also der „Wassergletscher“. Dieser Name ist sehr treffend, denn der Vatnajökull ist der grösste Gletscher Europas und bedeckt 8% von Islands Grundfläche. Seine Ausdehnung in einer Richtung entspricht der Strecke von Basel nach Chur.

Erwin Marlin am Vatnajökull

Fotograf am Vatnajökull

Aber genug der eindrücklichen Zahlen, zum Tagesgeschehen. Nachdem wir unsere Vorräte aufgefüllt und einen kleinen Ausflug zu einem Fischerhafen gemacht hatten, fuhren wir bergauf bis an den Rand des Gletschers. Mit einem grossartigen Gletscherpanorama vor Augen und dem Picknick auf der Motorhaube unserer Geländewagen mussten wir uns entscheiden, auf was wir uns konzentrieren wollten. Eigentlich hätte die Zeit ja mehr als gereicht, um gemütlich zu essen und in Ruhe zu fotografieren. Aber wir hätten ja einen Lichtwechsel verpassen oder der Vatnajökull hätte plötzlich verschwinden können und deshalb konzentrierten wir uns mehrheitlich auf die Fotografie und machten nur einen kurzen Zwischenhalt am Buffet.

Gegen vier Uhr nachmittags trennten wir uns vom Vatnajökull. Aber nur kurze Zeit! An der Küste fuhren wir ein Stück nach Westen bis wir wieder auf den Wassergletscher trafen. An dieser speziellen Stelle mündet eine der Gletscherzungen in einer Lagune. Wenn nun von der Gletscherzunge Eisbrocken abbrechen und ins Wasser fallen werden daraus Eisberge. Genauso entstand auch der Eisberg, der die Titanic zum Sinken brachte. Die Eisberge hier bringen keine Schiffe zum Sinken, sondern stecken in der Lagune fest und bieten einen grandiosen Anblick. Und je tiefer die Sonne stand und erst recht als sie hinter dem Horizont verschwand, desto deutlicher wurden die Farbnuancen im weiss-blauen Eis. Da es pünktlich mit unserer Ankunft windstill wurde, zeichneten sich auch noch wunderschöne Reflexionen auf der Wasseroberfläche ab. Erst gegen neun Uhr, als es fast schon zu dunkel war zum fotografieren, kam wieder Wind auf. Das ist wiederum gut für die Fortsetzung der Fotoreise, denn die Eisbrocken, die mit der Strömung aus der Lagune aufs Meer getrieben werden, werden mit dem richtigen Wind wieder auf den schwarzen Lavastrand zurück getrieben. Und dort wollen wir morgen unsere Arbeit – nein, unsere Freude an der fotografischen Bildgestaltung – fortsetzen.