Samstag ist Sturmtag

Salzwasser von der Seite und Süsswasser von oben. Das Ganze mit einem ordentlichen Schuss Wind durchmischt und fertig ist der Sturm. Gekühlt servieren. – Aus Mutter Naturs Kochbuch

War das ein nasser Morgen. Und windig. Die Fähre von Cuxhaven fuhr heute nicht, es kamen also keine neuen Gäste an. Mich störte das nicht, aber ich glaube die einheimische Wirtschaft hat auf die Wochenendtouristen gehofft (Codename: Grünkohl). Da Helgoland nur 1.7 Quadratkilometer misst, begegnet man immer wieder den gleichen Leuten. Nicht mal in der grössten Gischt ist man alleine!

Da ich nicht wagte im Sturm das Objektiv zu wechseln, nahm ich auf den morgendlichen Spaziergang nur die Kamera mit einem Zoomobjekt mit. Zuerst ging ich Richtung Südhafen und bog dann bei der Räucherei zum Kringel ab. Während man bis hierher nur nass wurde, wenn die Regenklamotten nicht imprägniert waren, drückte nun der Wind die Regentropfen mit Wucht durch das Gewebe. Ich glaube, nur hochseefestes Ölzeug wäre hier dicht geblieben. Ich fand eine Stelle, an der man einen wunderbaren Blick auf die lange Anna auf der einen Seite und auf die brechenden Wellen auf der anderen Seite hatte. Natürlich passte das Objektiv nicht. Also genoss ich die Stimmung eine zeit lang ohne das sonst übliche Klicken des Fotoapparates.

Als ich genug hatte, ging ich am Dorf vorbei zum Nordstrand. Hier konnte ich beobachten, wie sich die Wellen weit draussen am Riff brachen. Ausserdem waren etliche Mantelmöven, Dreizehenmöven, Austernfischer und Tierfotografen am Strand aktiv. War mein Plan bisher mit einem anderen Objektiv aus dem Hotel an den Kringel zurück zu gehen, dann wollte ich jetzt gleichzeitig auch hierher zurück…

Nachdem ich mich im Hotel mit Nudeln und Crevetten gestärkt hatte ginge es mit veränderter Kameraausstattung und halbtrockenen Kleidern zurück zum Kringel. Mit der Sonne, die jetzt zeitweise schien, konnte ich ein paar brauchbare Fotos von den Brechern am Südhafen knipsen. Gleichzeitig diente ich meiner Mutter als Fotomotiv. Nach einer Weile, mein Objektiv hatte inzwischen eine Salzkruste, packten wir ein und gingen in Richtung Nordstrand. Dass meine Mutter auf halben Wege ins Hotel abbog, kann ich ihr nicht verübeln. Denn am Nordstrand blies der Wind so heftig, dass meine Kamera paniert wurde und ich mich sorgte, dass meine Frontlinse sandgestrahlt würde. In der hintersten Ecke (Für meine Nachfolger: Bei der Jugendherberge) gab es noch ein wenig Sonne. In den Windschatten der Schutzmauer duckten sich hier einige Austernfischer und Möven. Kaum hatte ich ein Foto geschossen, verdeckte wieder eine Wolke die Sonne. Ungeduldig wartete ich auf den nächsten Sonnenstrahl, aber als sich die Wolke endlich wieder verzog, war die Sonne bereits hinter dem Helgoländer Hochland untergegangen.

Zurück im Hotel schmeckte die wärmende Dusche salzig und knirschte zwischen den Zähnen. Und Morgen ist nochmals gleiches Wetter angesagt.

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