Von Basel nach Dombas

Dockarbeiter lösen Die Leinen der Color Fantasie

Dockarbeiter lösen Die Leinen der Color Fantasie

Leinen Los!

Am Sonntag dem 22. April 2012 um 22.20 Uhr (Sind die vielen Zweien aufgefallen?) war es soweit und ich stieg in den Schlafwagen nach Hamburg. Über die Zugreise gibt es nichts zu berichten, ich schlief ziemlich gut und auch die Weiterfahrt nach Kiel war ereignislos. Die Fähre nach Oslo lag bereits am Norwegenkai. Treffender Name für den Liegeplatz, oder? Leider konnte ich nicht gleich an Bord gehen und in See stechen, sondern musste noch drei Stunden warten, bis das Bording endlich begann.

Meine Kabine lag im Heckbereich auf Deck Zehn im Innenbereich ohne Bullauge. Es stellte sich heraus, dass der Motorenlärm sehr gut über zehn Stockwerke übertragen wird, in der Kabine war es etwas laut. Aber es sollte ja nur für eine Nacht sein und die meiste Zeit verbrachte ich sowieso nicht in der Kajüte. Das Auslaufen aus Kiel verfolgte ich noch auf dem Sundeck, welches zu diesem Zeitpunkt seinem Namen noch alle Ehre machte. Doch bald verdunkelte sich der Himmel und bevor wir aus der Kieler Bucht heraus waren begann es zu regnen. So verzog ich mich mit den anderen Passagieren ins Innern des Schiffes. Dort, auf dem Promenadendeck interpretierte eine Sängerin einen Tina Turner Song, um Werbung für die Varietéshow später am Abend zu machen. Bis dahin gab ich mich dem Bordleben hin, schlenderte über das Promenadendeck, konsumierte dies und jenes und lies den Abend mit einem Drink bei der angekündigten Show ausklingen.

Am nächsten Morgen lag dichter Nebel. Regelmässig ertönte das Nebelhorn. Am Echo merkten wir, dass links und rechts Land liegen musste und wir bereits durch den Oslofjord fuhren. Da schälte sich an Backbord eine kleine Insel aus dem Nebel und als sie Mittschiffs lag wurde der Kurs nach Backbord geändert, den an Steuerbord tauchte eine Landzunge auf. Auch aus der Observation Lounge (Star Trek Fans – „Trekkies“ – würden sagen „Zehn vorne“) war nicht zu erkennen wohin wir fuhren. Die Kunst des Steuermannes und die modernen Navigationsmittel brachten uns trotzdem sicher und pünktlich nach Oslo. Am Bahnhof von Oslo holte ich meine reservierten Bahntickets ab und dann war mal wieder vier Stunden warten angesagt.

Endlich konnte ich in den Zug nach Dombas steigen. Norwegische Züge haben übrigens nur eine Klasse, zusätzlich gibt es noch „Comfort Seats“, der Comfort besteht im Anschluss für das Laptopladegerät. Auch ohne elektrischen Anschluss reist man sehr bequem, nur manchmal hatte ich den Eindruck dass die Schienen nicht ganz gerade liefen. Für jemanden der von Schweizer Bahnreisen verwöhnt ist, ist es eine Besonderheit, wenn der Zug an einem kleinen Bahnhof oder davor anhält und dann die Durchsage kommt „Liebe Passagiere, wir halten hier an, um die Kreuzung eines entgegenkommenden Zuges abzuwarten. Die Türen bleiben während des Aufenthaltes geschlossen.“

Ach ja, kurz hinter Ringebu sah ich Kraniche auf einem Feld, das erste Mal, dass ich wilde Kraniche sah. Aber leider legte der Zug deshalb keinen extra Stopp ein. Endlich, nach vier Stunden Fahrt kam ich in Dombas an. Das Motel war schnell gefunden, denn Dombas ist klein. Aber alles war dunkel, am Eingang zur Rezeption hing ein Zettel
„Wir sind abwesend. Herzlich willkommen Dominique Wyss, Sie haben Zimmer 8. Der Schlüssel steckt.“