Bärenpark Schwarzwald

Bei Bad Rippoldsau-Schapbach liegt der junge Alternative Wolf- und Bärenpark Schwarzwald. In diesem Ableger der Stiftung für Bären wird Bären und Wölfen die in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Behörden aus schlechter Haltung befreit wurden, ein würdiges Zuhause geboten. In einem waldigen Tal – Die Tiere haben mehr Schattenplätze als die Besucher – können Bären und Wölfe in grossen Gehegen eine relative Freiheit geniessen. Ohne jeden Zweifel ein Paradies wenn man vorher sein Leben in einer LKW-Garage auf einem Zementboden bei vergammeltem Futter fristen musste. Auf Helgoland hat Hartmut mich auf diesen Park hingewiesen (Danke an dieser Stelle!) und da es gerade schön Wetter war und es die Zeit erlaubte ging es also in den Schwarzwald.

Von Basel fuhren wir auf der Autobahn bis zur Abfahrt Freiburg Nord und dann weiter auf Hauptstrassen in Richtung Freudenstadt. Nach gut zwei Stunden kamen wir pünktlich zur Parköffnung um zehn Uhr in Bad Rippoldsau-Schapbach an. Wobei Parköffnung etwas viel gesagt ist, denn bis jetzt (August 2011) gibt es noch keinen abschliessbaren Parkeingang und auch das Kassenhäuschen besteht nur aus einer Plexiglasbox in die man die vier Euro Eintritt entrichten soll. Einfache, aber saubere sanitäre Anlagen sind glücklicherweise bereits vorhanden.

Der Park ist in einem kleinen Tal mit einem Bach gelegen und die Besucherwege führen oberhalb der Gehege um die Anlage herum. Wer nur einmal diesen Weg gemütlich abläuft sollte meiner Meinung nach etwa eine Stunde einrechnen. Dabei bietet sich immer wieder die Möglichkeit die Bären bei der Futtersuche oder beim Faulenzen zu beobachten. Lange Brennweite und Stativ vorausgesetzt, kann man die Tiere am gegenüberliegenden Hang ohne störende Gitter fotografieren.

Apropos Futtersuche: Die Bären fressen viele Gräser und Kräuter die auf der Anlage wachsen. Dazu kommen noch Pellets (Trockenfutter für Hunde) und viele Früchte die in die Gehege verstreut werden. Nur etwa zwanzig Prozent der Nahrung ist Fleisch. In der freien Wildbahn müssen Bären einen Kadaver oft gegen Wölfe verteidigen oder versuchen einem Wolfsrudel einen Riss abzujagen. Diese Interaktionen versucht man auch im Alternativen Bärenpark zu erreichen, indem man ein Wolfsrudel dazu genommen hat. Die Wölfe kamen aus einer Anlage in der sie bereits mit Bären zusammenlebten. Da ihr damaliges Leittier verstarb zerbrach das Rudel in blutigen Kämpfen. Deshalb kamen drei dieser Tiere im Frühjahr nach Schapbach.

Momentan sind die Wölfe noch sehr scheu und nur wenn es ganz ruhig ist kommen sie aus der Deckung. Darum verlassen viele Besucher den Park wieder ohne einen Wolf gesehen zu haben. Das Rudel ist noch in einem getrennten Gehege, denn sie trauen sich überraschenderweise nicht in die Nähe der Bären. Da Wölfe wissen, dass ein einzelner Wolf alleine einem Bären unterlegen ist und diese hier aus einem grösseren Rudel stammen, vermute ich, dass sie sich auch zu Dritt nicht stark genug fühlen, einen Bären vom Fleisch zu verjagen. Wenn sie wüssten, dass einer der Bären blind und ein anderer von Arthrose geplagt ist… Indem das Futter für die Wölfe nahe am Bärengehege ausgelegt wird, sollen sie aus der Reserve gelockt werden.

Noch etwas zum Fotografieren: Die Gehege sind von einem etwa zweieinhalb Meter hohen Gitter umgeben. Dahinter steht ein Hüfthoher Elektrozaun. Im steilen Teil des Parkes steht man auf dem Weg so hoch, dass mit langen Brennweiten über den Zaun hinweg fotografiert werden kann. Aber auf den ersten fünfzig Meter nach dem Eingang sind Kompaktkameras gegen Profikameras im Vorteil! Hier verläuft der Weg direkt am Gitter und man kann die Kamera ans Gitter halten und zwischen den Stäben durch fotografieren. Profilinsen sind dafür zu dick. Da sich der blinde Schapi meisten in diesem Bereich aufhält kann jeder mit etwas Geduld zu spektakulären Bärenportraitfotos kommen.

Nach etwas mehr als drei Stunden glaubte ich eine passable Fotoausbeute zu haben und wir verliessen den Park. Da wir nicht am gleichen Tag zwei Stunden zurück fahren wollten fuhren wir eine halbe Stunde bis Freudenstadt. Den späteren Nachmittag schlenderten wir durch die Altstadt und inspizierten die Auslagen der Läden. In Freudenstadt gibt es übrigens eine Kirche die im Rechten Winkel gebaut ist. Die eine Hälfte der Kirchgänger sieht die Predigt von links, die andere Hälfte von rechts.

Am nächsten Morgen, ausgeschlafen und am Frühstücksbuffet gestärkt, gingen wir noch auf den Wochenmarkt und fuhren dann zeitig nach Basel zurück.

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