Drei Tage Dovrefjell

Moschusochse im Dovrefjell, Norwegen

Moschusochse im Dovrefjell, Norwegen

Oslo: Zivilisation, Internet…

Naja, eigentlich musste ich in Dombas ja nur auf das Internet verzichten und nicht auf die Zivilisation! Wie es mir ergangen ist? Dazu könnt Ihr unten mein „Expeditionstagebuch“ (Tönt einfach zu gut!) lesen:

Dombas, Tag 1: Nebel und Schneefall, +1°C
Heute morgen sind wir, das heisst vier italienische Fotografen/innen, unser Guide Terje (dieser heisst Rian zum Nachnamen) und ich, aufs Dovrefjell gegangen, um Moschusochsen zu fotografieren. Leider hatte es so viel Nebel und so heftigen Schneefall, dass wir nach etwas mehr als 2 Stunden aufgeben mussten ohne einen Moschusochsen gesehen zu haben. Zum Teil waren Schnee und Nebel so dicht, dass man nicht mehr gesehen hat, wo der Himmel aufhörte und die Erde begann.
Im Jargon der Polarforscher wird dieser Zustand Whiteout genannt. Besonders für Forscher in den alten Zeiten (und natürlich für die Inuit) war diese Situation sehr bedrohlich. Ohne Orientierungspunkte in der Landschaft, ohne Ahnung wo die Sonne stand, blieb ihnen nichts anderes übrig, als auf besseres Wetter zu warten, wollten sie nicht orientierungslos im Kreis gehen.
Ganz so schlimm war es für uns doch nicht, wir fanden problemlos zu den Autos zurück. Allerdings war die Nebenstrasse auf der wir zurück zur Hauptstrasse E6 fahren mussten schon wieder so zu geschneit, dass ich etwa hundert Meter als Spurenleser vor den Autos ging und diese mir im Schritttempo folgten. Und die Hauptstrasse war auch nicht schwarz geräumt. Für uns Mittel- und Südeuropäer war die Fahrt zurück ins Motel Abenteuer pur.
Wohlbehalten kamen wir wieder im Dombas Motel an und fiebern jetzt dem morgigen Tag entgegen. Morgen soll der Schneefall weniger und die Sicht besser sein. Morgen fotografieren wir Moschusochsen!

Dombas, Tag 2: Nebel, -4°C
Unsere Fotosafari zu den Moschusochsen wurde immer grösser. Heute kam noch ein französisches Ehepaar dazu. Sowie ein russischer Diktator und sein Diener. Stalin ist ein einjähriger Husky und sein Besitzer heisst Rick und wird von Terje zum Moschusochsensafariguide ausgebildet. Dieser Stalin ist ein Goldstück, aber manchmal bin ich nicht sicher, ob Rick oder Stalin der Leithund ist. Sicher ist, dass nichts Stalin von Rick trennen könnte.
Leider sagt die Grösse nichts über den Erfolg einer „Expedition“ aus und obwohl die Sicht heute deutlich besser war als gestern, standen wir bald wieder alleine mitten im weissen Dovrefjell. Von den Moschusochsen keine Spur. Nur ein wenig Kot, der von Stalin aus dem Schnee ausgegraben wurde. Aber sonst gar nichts. Nicht einmal Spuren im Neuschnee.
Morgen wird Terje um sechs Uhr früh los gehen und das Gelände sondieren. Wir folgen etwa um neun mit einem zweiten Guide. Morgen fotografieren wir Moschusochsen!

Dombas, Tag 3: Sonne, -12°C
Unsere Gruppe wird heute von Ivar angeführt, da Terje in Trondheim etwas erledigen muss. Nach knapp drei Stunden sichten wir einen einzelnen Jungbullen. Leider steht er so ungünstig, dass wir nicht näher als etwa 300 Meter kommen. Wir können zwar Fotos machen, aber leider nicht das perfekte Foto. Danach Rückmarsch zu den Autos.
Enttäuscht? Nein, ein wundervoller Tag auf dem Dovrefjell, fast perfekt. Ich hoffe, die anderen bekommen in den nächsten Tagen ihre Moschusochsenherde. Für mich ist Schluss, morgen fahre ich nach Oslo, wo am Freitag die Fähre wartet.
Traurig? Ja.
Aber…? Das nächste Mal fotografiere ich Moschusochsen!