Norwegen, Februar 2013 – Schlusswort

Waldbaumläufer - Levanger, Norwegen

Waldbaumläufer – Levanger, Norwegen

Gerade ist der Zug von Kiel losgefahren. Wenn alles gut geht, bin ich heute Abend um viertel nach sieben wieder in meiner Wohnung. Ist jetzt schon der Augenblick für ein Schlusswort gekommen? Wann sind die Ferien zu Ende? Wenn man im Zug zurück nach Hause sitzt? Wenn die Winterklamotten wieder im Schrank sind? Am ersten Arbeitstag? Wenn alle Fotos katalogisiert und archiviert sind? Ich weis es nicht. Aber ich weis, dass ich jetzt siebeneinhalb Stunden Zeit habe, um ein Schlusswort zu schreiben.

Da waren Mina und Terje, die mich in Levanger nicht wie einen Kunden, sondern wie einen Freund empfangen haben. Von Terje habe ich viel über Vögel gelernt und teile inzwischen seine Bewunderung für den Waldbaumläufer, einem kleinen spezialisierten Insektenfresser, dem es gelingt dem Norwegischen Winter zu trotzen. Die fotografische Jagd nach den Seidenschwänzen, die im November aus der Region verschwanden, aber kurz vor meiner Ankunft überraschend zurückkehrten. Terje erklärte mir auch, wie ich einen jungen Seeadler von einem Steinadler unterscheiden kann.
Das bringt mich direkt zu Ole, bei dem ich dann zum ersten Mal einen Steinadler so richtig betrachten konnte und die Unterschiede zum Seeadler genau ansehen konnte. Dreieinhalb Tage im Adlerversteck, der Tag auf dem Meer, der Tag bei den Samen. Ole, der begeistert ist von Fotos auf denen man die Bewegung spürt; Ole, der deswegen seine Gäste zum Experimentieren mit langen Belichtungszeiten ermuntert.
Und dann Terje, Rick, Ivar und Stalin: Motelbesitzer, Tourguides und ein Husky auf dem Dovrefjell. Sie haben sich bei schlechtestem Wetter und wieder besseren Wissens bemüht uns Fotografen das heiss begehrte Bild „Moschusochsen im Schneesturm“ zu liefern. Leider erfolglos und so haben sie uns ihren Aufwand für diesen Tag nicht einmal verrechnet. Hut ab! Terje, der so nett war, Schweizer Franken zu nehmen, weil der Geldautomat und ich wieder einmal auf Kriegsfuss standen. Jetzt muss er entweder nach Trondheim fahren, um die Franken eintauschen oder einmal in der Schweiz Ferien machen.

Ihnen allen gilt mein Dank für die traumhaften Momente, die ich in Norwegen geniessen durfte. Seid versichert, ich komme wieder: Mina und Terje, ich will noch Eisenten und Königseiderenten fotografieren. Ole, zwei kämpfende Adler fehlen mir noch. Und balzende Birkhähne. Terje, Rick, Ivar, Moschusochsen im Schneesturm und Moschusochsen im Herbstlaub will ich auch noch fotografieren. Und Ivar, ich will Brutus kennenlernen.

Danke auch meinem Briefkastenleerer und meiner Katerunterhalterin.

Und zu guter Letzt, mein Zahn: Eine Woche lang musste ich noch Ibuprofen schlucken, dann verschwanden nacheinander der Schmerz, die Temperatur- und die Druckempfindlichkeit und jetzt kann ich wieder beide Seiten meines Kiefers zum Kauen gebrauchen.

-ENDE –

P.S.: Übrigens hat die Königseiderente Heckspoiler wie ein Ami-Schlitten aus den 50er Jahren. Das wäre doch was für Dich, Harry! Norwegen, Königseiderente ansehen?