Nachwort zur Finnlandreise 2015

Es ist Freitagabend, ich sitze im Garten, belagert von anhänglichen Nachbarskatzen (etwas  kleiner, aber aufdringlicher als Braunbären), aus dem PC-Lautsprecher tönen die Monofons, der Tee ist noch heiss, nur noch dieses Wochenende, dann muss ich wieder zur Arbeit. Höchste Zeit für eine kleine Bilanz.

In einer einzigen Woche haben wir zwei völlig verschiedene Varianten der Bärenfotografie kennengelernt. Martinselkonen liegt in einem Gebiet, in dem die Jagd nicht erlaubt ist. Die Bären dort sind geradezu zutraulich, fast handzahm. Es war sehr beeindruckend wenn die Bären weniger als einen Meter an der Hütte vorbei gingen, oder wenn wir, ohne irgendwelche Schutzmittel an Bärinnen mit ihren Jungtieren vorbei gingen. Auch wie über die Bären gesprochen wurde, vermittelte fast den Eindruck, dass Bären nicht ganz domestizierte Vegetarier sind, die nach Gras, Beeren und Hundefutter suchend durch den Wald streifen.

Ganz anders bei Lassi Rautiainen! Hier wurde nicht Trockenfutter, sondern ganze Schweinekadaver ausgelegt. Und wenn man dann sah, wie ein Bär, nicht mit Präzision wie ein Metzger sondern mit roher Gewalt einen Schinken vom Körper löste, dann wurde rasch deutlich, dass Braunbären nichts mit Teddybären gemeinsam haben. Da Lassis Fotoverstecke in einem jagdlich genutzten Gebiet liegen, sind die Bären hier misstrauischer und zeigen sich weniger. Dafür kann man das Glück haben, dass nicht nur Bären sondern auch Wölfe vor die Kamera laufen. Und mit grossem Glück sogar Bären und Wölfe gemeinsam!

Anfangs Woche war es für einen Mitteleuropäer wie mich ein seltsames Gefühl, nahe am Camp auf eine Bärenspur zu stossen und zu wissen, dass man in Finnland nicht das stärkste Raubtier im Wald ist. Bis Ende der Woche wurde ich zwar keineswegs zum Bärenexperten (bei weitem nicht!) aber ich hatte doch gesehen, wie vorsichtig diese kräftigen Tiere sind und dass sie eher Reissaus nehmen als sich auf einen Kampf einzulassen.

Bei Martinselkonen ist die Chance eine Bärin mit Jungen auf nahe Distanz zu sehen und zu fotografieren sehr gross. Bei Lassi Rautiainen ist die Distanz grösser, die Bären scheuer, aber auf mich machte es letztendlich einen natürlicheren Eindruck.

Das am meisten verbreitete Raubtier habe ich allerdings nicht fotografiert. Sorry, ein grosses Versäumnis. Aber die Mücken waren einfach zu klein und zu flink! Ich war zu sehr damit beschäftigt, sie von mir fern zu halten, ich konnte einfach nicht gleichzeitig noch fotografieren.

Und die anderen Fotografinnen und Fotografen? Natürlich waren sie nett. Wir hatten manches angeregte und spannende Gespräch. Es würde mich freuen, wenn ich ihnen wieder mal über den Weg laufen würde. Wer weis? Der Norden ist ja so klein und die Welt ein Dorf.

Zu guter Letzt noch ein Wort über das Wetter. Es war finnischer Sommer, das heisst, es war sonnig und 15°C heiss. Und in der Nacht bis 0°C frisch. Und machmal war es bewölkt oder hat sogar geregnet.

Sauna und danach nackt in einen See springen: Ohne Sauna ist Finnlandurlaub nur Urlaub!

Bears End

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