Kubanisches Nachtessen

Da es gestern sehr spät wurde, bin ich den Tagebucheintrag schuldig geblieben. Jetzt sitze ich bereits im Flugzeug nach Zürich und kann das Versäumnis nachholen:

Montag, 2.März 2015

Unsichere Kraniche vor der Beobachtungshütte

Unsichere Kraniche vor der Beobachtungshütte

Über das Wochenende waren wir nicht in den Hütten, sondern versuchten unser Glück bekanntlich mit Geiern, Landschaft und Fotos von Kranichen in der Dämmerung. Am Montag sassen wir zum letzten Mal in den Ansitzhütten. Anders als letzte Woche landeten die Kraniche nicht direkt bei uns, sondern stellten sich weiter weg hin und schritten dann vorsichtig auf die Hütten zu. Auch als sie Futter suchten, blieben sie sehr vorsichtig und behielten unsere Hütten sehr gut im Auge. Als sie satt waren verzogen sie sich weiter weg und liessen uns alleine auf unseren Beobachtungsposten ausharren.
Als wir in der Dunkelheit aus unseren Hütten kamen, meinte Rico, unser Rügener Kranichfachmann, dass die Kraniche am Wochenende von den Fotografen in den Hütten gestört worden seien. Da er schon fast sein ganzes Leben jedes Jahr Kraniche fotografiert, fiel ihm schon bei der Landung der Vögel ihr gegenüber der vorigen Woche verändertes Verhalten auf. Als wir unsere Beobachtungen zusammenzählten, wurden sein Verdacht nur bestätigt.

  • Einen beringten Kranich hatten wir schon letzte Woche gesehen, es waren also zumindest teilweise noch die gleichen Vögel hier und die kennen die Hütten.
  • Bewegungen in der Hütte (z.B. Schwenken der Kamera) machte ihnen letzte Woche nichts aus, jetzt zuckten sie jedes Mal zusammen.
  • Dass ein Steinadler bei einer Hütte gelandet war, machte die Kraniche weniger unruhig als Geräusche aus den Hütten.
  • Vor den Beobachtungsluken von zwei Hütten lagen massenweise leere Pistazienschalen, was darauf hin deutete, dass die Fotografen diese am Wochenende dauernd aus dem Fenster geworfen hatten.
  • Bei Susannes Hütte hatten die Kraniche am Freitag noch ungeniert gebadet, jetzt machten sie das nur in einem kleineren Weiher, der von den Hütten her fast nicht einsehbar war.
  • Ausserdem hatten wir am Wochenende bei den morgendlichen Ausflügen und den abendlichen Anflügen an den Schlafplatz beobachtet, dass sich etliche Beobachter nicht an die Wegbeschränkungen hielten und in das Schutzgebiet hineinfuhren oder -spazierten.

All das ist in mehrfacher Hinsicht sehr bedauerlich. Zwar können die Kraniche, wenn nötig, 2000km am Stück fliegen, aber der Zwischenhalt an der Lagune ist für den Energiehaushalt sehr wichtig. Die Laguna de Gallocanta ist nicht nur für die Kraniche eine Zwischenstopp, wir konnten auch Kampfläufer, Kibitze und einen Brachvogel beobachten. Aber nicht nur für die Zugvögel wäre es verheerend, wenn sie die Lagune nicht mehr nutzen könnten, sondern auch für den Tourismus. In dieser Gegend wird der meiste Umsatz im Februar gemacht, wenn die Kraniche hier sind. Und zwar nicht nur mit einheimischen Touristen, sondern auch mit ausländischen Vogelbeobachtern und Fotografen. Noch ist die Lagune von Gallocanta unter ausländischen Kranichfans ein Geheimtip und es wäre sehr schade, wenn durch das rücksichtslose Verhalten von Besuchern dieser Tip in der Versenkung verschwinden würde.

Genug gemeckert. Jetzt etwas komplett Anderes: Einer der Betreiber der Herberge Allucant ist Kubaner und seine Mutter hat für uns das Abendessen gekocht. Mit echten kubanischen Zutaten, die sie selber mitgebracht hatte, weil es die in Spanien nicht zu kaufen gibt. Begonnen haben wir mit einem Mojito, der lecker schmeckte, aber mit nur einem Sandwich vom Mittag im Magen, direkt in den Kopf stieg. Dann gab es Fingerfood, zuerst Yukkawurzel, die ähnlich wie Pommes frittes aussahen aber anders schmeckten. Dann Stücke von Kochbananen, die zuerst frittiert, dann im Teig gewendet und nochmals frittiert waren. Jetzt kamen wir zur Vorspeise, eine Suppe wieder mit Kubanischem Gemüse. Eigentlich wären wir jetzt schon satt gewesen, aber nun kam der Hauptgang, Rindsfilet mit Reis und schwarzen Bohnen. Den Gürtel schon ein Loch weiter geschnallt, liesen wir noch das feine Mangomousse, aus kubanischen Mangos selbstgemacht, auf der Zunge zergehen. Ahh, da kam der siebenjährige (kubanische) Rum, von Joachim gespendet, wirklich richtig.

Dass ich nach dem üppigen Mahl nicht mehr fähig war, Tagebuch zu schreiben, sei mir hoffentlich verziehen.

So, jetzt bin ich noch ein paar Schritte weiter, mein Gepäck und ich sind im Zug nach Basel. Da die Batterie in meinem Labtop noch zu 72% voll ist und das angeblich noch für 3 Stunden und 57 Minuten reichen soll, schreibe ich auch noch das letzte Kapitel auf dieser Reise:

Dienstag, 3.März 2015

Kraniche im Morgengrauen

Kraniche im Morgengrauen

Zum letzten mal fuhren wir heute Morgen um sieben Uhr an die Lagune, um zu sehen, wie die Kraniche vor dem Morgenrot von ihren Schlafplätzen aufflogen. Jeder Morgen hier war anders. Einmal hatten wir kein Morgenrot, dann hatten wir Morgenrot und heute gab es zum Morgenrot noch Bodennebel dazu. Und natürlich rannte das iberische Häschen wieder so schnell vor der Kamera vorbei, dass mir wieder kein Foto gelang. Was für ein letzter Morgen.
Das letzte Frühstück in der Herberge, die Rechnungen bezahlen, jeder von uns bekam zum Abschied eine Flasche Kranichwein und eine herzhafte Umarmung geschenkt. Da fiel es wirklich nicht leicht zu gehen. Aber auch die Kraniche fliegen jetzt nordwärts und Rico muss sich beeilen, dass er sie wieder auf Rügen begrüssen – ich meine, fotografieren – kann. Susanne hatte bereits am Sonntag berichtet, dass über dem Bodensee 18 Kraniche auf ihrem Weg in die Brutgebiete gesichtet wurden. Wahrscheinlich wird sie bei der Arbeit ab und zu einen Blick zum Himmel werfen, ob sie vielleicht einen „unserer“ Kraniche sieht? Auf Joachim wartet Reisebüroarbeit, bevor er bald wieder in die Extremadura eilt, um dann eine Reisegruppe den Grosstrappen näher zu bringen. Und ich? Auf mich wartet natürlich auch die Arbeit und wahrscheinlich werden Ullis Katzen sich beschweren, dass ich so lange weg war. Und sie werden sich vor allem beschweren, dass ich vorher niemandem gesagt hatte, dass ich in die Ferien gehe. Und auf der Festplatte liegen mehrere hundert Fotos mit Kranichen, da darf ich noch sehr, sehr viel Spreu vom Weizen trennen. Letztlich werde ich die paar verbleibenden Fotos auf diese Homepage hochladen. Und dann ist diese Reise wirklich fertig.

Dazugehörige Bilder