Der erste Tag auf Pirsch (19. Februar 2016)

Das Jagdcamp

Das Jagdcamp war einfach, aber gemütlich. Zwei Holzhäuser und ein Unterstand für die Quads. Im einem Haus wohnten wir Gäste, im anderen lebten und arbeiteten unsere Gastgeber. Zum Frühstück mussten wir uns also richtig anziehen, besonders die Winterstiefel, dann hinüberlaufen und dort alles wieder ausziehen. Auf dem Rückweg das gleiche Spiel. Strom gab es aus einer grossen Lastwagenbatterie, daraus wurde eine Energiesparlampe gespeist. Für mehr Licht sorgten Kerzen im zentralen Raum, Stirnlampen in den Schlafkammern und auf dem Plumpsklo stand eine Petroleumlampe. Und ja, auf dem Klo war es kalt, denn es war neben dem Eingang und nicht beheizt.

Angeschnauzt

Ausfahrt

Aqqalu und der rasende Reporter Ulrich

Nach dem Frühstück fuhren wir bei Sonnenschein und -15°C auf die Pirsch nach Moschusochsen. Bald entdeckten wir eine Herde an einem Hang. Obwohl wir noch weit entfernt waren reagierten die Tiere auf uns und flüchteten. Da das Gelände es nicht zuliess und diese Herde sehr scheu zu sein schien, versuchten wir nicht ihnen zu folgen.
Kurze Zeit darauf machten wir auf einem Hügel einen einzelnen Moschusochsen aus. Da dieser günstiger stand, parkierten wir unsere Fahrzeuge auf dem See und pirschten uns zu Fuss die drei Kilometer an das Tier heran. Kurz vor dem Ziel deutete uns Aqqalu nochmals in Einerkolonne zu gehen, damit die Tiere uns nicht als mehrere Individuen, sondern als Einheit wahrnahmen. Nahe hinter einander schlichen wir die letzte Anhöhe hinauf, als plötzlich links von uns drei Moschusochsen über die Kuppe stürmten, etwa 30 Meter vor uns stoppten und uns anschnaubten. Wie angewurzelt blieben wir stehen. Im Dovrefjell wurde ich nie von einem Moschusochsen angeschnaubt, doch ich wusste, dass das die letzte Warnung vor einem Angriff war. Ausserdem hatte ich irgendwann und irgendwo gelesen, dass Moschusochsen gerne Hangabwärts angreifen. Schlechte Karten für uns! Einen Augenblick musterten wir uns gegenseitig. Dann entschlossen sich die Moschusochsen zum Rückzug. Gewarnt und vorsichtig folgten wir ihnen.

Musk Ox

Moschusochse vor dem Inlandeis

Oben angekommen bot sich uns ein fantastischer Anblick. In etwa 50 Meter Entfernung stand eine Herde Muschusochsen, dahinter öffnete sich ein Tal und daran schloss der bläuliche Panzer des Inlandeises an und erstreckte sich bis zum Horizont. Jetzt duldeten die Tiere unsere Anwesenheit, aber es war nicht zu übersehen, dass uns immer eines der Tiere im Auge behielt. Nach etwa 20 Minuten setzten sich die Tiere in Bewegung und trabten über eine Kante aus unserem Sichtfeld. Doch nach einer Minute kam ein Moschusochse zurück und beobachtete uns wieder. Fast schien es, als ob er fragen würde „Wo bleibt ihr? Keine Lust mehr uns zu folgen?“ Dann zogen sich die Moschusochsen endgültig auf eine andere Anhöhe zurück. Unter ihren wachsamen Augen marschierten wir zu unseren Fahrzeugen zurück.

Zum Nachtisch Aurora Borealis

Aurora

Das Häuschen unter der Aurora Borealis

Die Abenddämmerung setzte etwa um 16 Uhr ein und beim Abendessen um 18 Uhr war es schon nahezu dunkel. Am heutigen Tag gab es zum Nachtessen eine leckere und nahrhafte Fischsuppe mit Lachs, Crevetten und Kammmuscheln.
Als Nachspeise gab es eine klare Nacht mit Polarlichtern. Dazu mussten wir uns natürlich wieder komplett anziehen, den die Temperatur war wieder deutlich unter -20°C gefallen, aber das war es mir wert.

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