Fliessende Wasser (23. Februar 2016)

Die Ferien neigen sich dem Ende zu. Nach dem Frühstück mussten wir die Pferde satteln und zurück nach Kangerlussuaq fahren. Da ich keine Lust hatte, mich ins Auto zu quetschen, setzte ich mich hinter Aqqalu aufs Quad. In den letzten Tagen hatte der Wind das Eis auf den Seen und dem Fluss blank gefegt, auf der Hinfahrt lag noch eine dünne Schicht Schnee darauf. Auf dem blanken Eis fuhr Aqqalu nicht etwa langsamer, sondern gab so richtig Gas. Irgendwann spähte ich ihm über die Schulter und sah die Nadel des Tachometers irgendwo jenseits der 60km/h. Auf blankem Eis!

Eine herrliche Fahrt bis kurz vor Kangerlussuaq, dann wurde es nochmals spannend. An einer engen Stelle des Flusses war das Eis gebrochen und Wasser war durch die entstandene Spalte nach oben gedrückt worden. Vorsichtig fuhren wir näher. Wie tief war das Wasser? Würde das Eis darunter halten? Langsam fuhren wir durch das Wasser, zuerst die beiden leichteren Quads, dann noch ein banger Moment, bis auch der Geländewagen in Sicherheit war. Kurze Zeit später waren wir bereits am Flugplatz und verabschiedeten uns von einem unserer Mitreisenden, der schon heute nach Kopenhagen zurückkehrte.

50 Meter weiter stand unsere Hotel. Jetzt mussten wir uns auch von Mia, Aqqalu und Matthias verabschieden. Sie gingen gleich wieder zum Flugplatz zurück, um die nächsten Fotografen in Empfang zu nehmen.

Wegen des stürmischen Windes am Vortag waren etliche Flüge storniert worden und das Hotel deshalb ausgebucht. Statt unserer reservierten vier Zimmer waren nur drei Zimmer frei. Da eines der Zimmer ein Doppelzimmer war, verzichteten wir auf das vierte Zimmer und rückten etwas zusammen. Gleich gegenüber unserem Zimmer war – was für ein Luxus – die Toilette mit Wasserspülung und die Dusche mit fliessendem kalten und warmen Wasser!

Nicht nur auf die Zimmerbelegung im Hotel, sondern auch auf den Flug nach Kopenhagen hatten die abgesagten Flüge vom Vortag Auswirkungen. Die Maschine nach Kopenhagen blieb in Kangerlussuaq, bis alle verspäteten Flüge angekommen waren und alle Passagiere, die nach Kopenhagen wollten, da waren. Unser armer Kollege musste deshalb lange im Flughafenrestaurant ausharren. Statt um 13.15 Uhr rollte seine Maschine erst um 22.30 Uhr auf die Startbahn.

Währenddessen gingen wir essen. Punkt 18 Uhr wurden wir von einem Bus abgeholt und ins ein paar Kilometer ausserhalb liegende Restaurant Roklubben gefahren. Das Menü war vorgegeben: Heilbutt auf Lauchbett, dazu Reis und Fischsauce mit Crevetten. Zum Dessert Kaffee und Süsskram. Um 20.30 Uhr stiegen die einen Gäste in den Bus zurück ins Hotel und die anderen in den Bus für die Nordlichttour. Es war bewölkt und wir fragten uns, welche Nordlichter wohl zu sehen sein sollten. Aber es hat schon etwas, vom Chauffeur zum Restaurant und wieder nach Hause gebracht zu werden. Da hätte man sich ein Glas Wein zum Essen gönnen können ohne an die Promille zu denken. Wenn Alkohol in Grönland nur nicht so teuer wäre.